Kurzer Alptraum eines Anarchisten

Herrschaft ist unvermeidlich. Ihre Bekämpfung ist notwendig. Herrschaftslosigkeit hier und jetzt ist das Ziel. Die Überwindung von Herrschaft heisst Revolution.

Aber auch wenn sich die neue Herrschaft anarchistisch nennen würde, wäre sie unvermeidlich Herrschaft. Ihre Bekämpfung wäre deshalb notwendig, denn Herrschaftslosigkeit bleibt das Ziel. Die Überwindung von Herrschaft heisst et cetera.

(04.09.1989; 23.02.2018)

 

Nachtrag

Anarchie ist der notwendige Stachel in jedem politischen Denken, aber keine politische Theorie gerät auf dem Weg zu ihrer Realisierung in grössere Widersprüche als die anarchistische. Die herrschaftslose Herrschaft bleibt ein Paradox. Weil Herrschaftslosigkeit, greift sie nach der Macht, notwendigerweise Herrschaft werden muss, muss sie es möglichst informell und unverantwortet tun. Wie greift man nach der Macht, ohne danach an der Macht zu sein, wenn man an die Macht kommt?

Der träumende Anarchist wälzt sich im Bett unruhig auf die andere Seite.

(17.09.1997; 23.02.3018)

v11.5