Erledigung einer Pendenz

«Bern, 5. Juli 2012

Kirchenaustritt 

Sehr geehrter Sachbearbeiter
Sehr geehrte Sachbearbeiterin

Frau F. B. (auskunft.kgr[at]refbejuso.ch) hat mich an die Kirchgemeinde Nydegg weiterverwiesen. Deshalb deponiere ich nachstehend mein Anliegen bei Ihnen:

Ich erkläre hiermit meinen Austritt aus der Protestantischen Kirche und bitte Sie, mir diesen Austritt zu bestätigen.

Falls es von Belang sein sollte: Ich bin am 10. April 1954 in Roggwil (BE) geboren und kurz darauf ebenda getauft worden. Heimatberechtigt bin ich in Wynigen (BE).

Mit besten Grüssen
fredi lerch»

(05.07.2012)

 

Nachtrag

Heute scheint mir, als sei ich schon vor sehr langer Zeit aus der Kirche ausgetreten. Das kommt daher, dass der Kirchenaustritt ein halbes Leben lang pendent geblieben ist. In meiner Erinnerung ist es so, dass mir schon 1974/75 als Primarlehrer klar war, eigentlich aus der Kirche austreten zu sollen. Ich hab’s nicht getan, weil ich mich in der kleinen Gemeinde im oberen Baselbiet, in der ich arbeitete, nicht exponieren wollte. Später hatte ich andere Ausreden, insbesondere, ich wolle meine Mutter nicht verletzen (heute zweifle ich sehr, ob mein Kirchenaustritt sie verletzt hätte). Während der neunzehn Jahre als WoZ-Kollektivmitglied war ich demnach manchmal aktiv Protestierender und jederzeit passiv Protestant. Die Mutter starb im Herbst 2004. Erst fast acht Jahre später habe ich die Pendenz erledigt.

Dass ich genau genommen ein halbes Leben zu lang Kirchernsteuern bezahlt habe, hat mich nie gestört. Immerhin gehört die Kirche zu jenen, die mit einem Teil dieses Geldes die sozialen Schäden zu flicken versuchen, die das System verursacht, das die Kirche mitträgt.

(31.01.+01.02.2018)

v11.5