Kleiner Triumph: SIP 283261

Am 2. November habe ich eine Mail von Barbara Signori erhalten, der Leiterin von e-Helvetica in der Schweizerischen Nationalbibliothek (NB). Unter dem Mailtitel «SIP 283261: Stückwerk Fredi Lerch» informiert sie mich, dass die Stückwerk-Website ausgewählt worden sei, in der Sammlung Webarchiv Schweiz regelmässig gesichert zu werden: «Webarchiv Schweiz widmet sich», schreibt sie, «dem Einsammeln von Websites, um sie langfristig zu erhalten und bereitzustellen.» Technisch gehe das so: «In den kommenden Tagen wird ein Harvester eine Kopie Ihrer Website auf den Server der NB herunterladen.» Ungefähr einmal pro Jahr werde der Vorgang wiederholt, ob ich damit einverstanden sei.

Ich habe zurückgemailt: «Ich danke Ihnen für die erfreuliche Mitteilung, dass das Webarchiv Schweiz – nach meiner elektronischen Textwerkstatt – nun auch meine zweite Website, die dem Onlineprojekt ‘Stückwerk’ gewidmet ist, in seine Sammlung aufnimmt. Selbstverständlich bin ich damit einverstanden.»

Wirklich überrascht hat mich die Anfrage freilich nicht. Vor einiger Zeit habe ich mit Margit Gigerl, Mitarbeiterin des Schweizerischen Literaturarchivs, einen Kaffee getrunken und ihr dabei von meiner neuen Website erzählt. Das müsste eigentlich gesichert werden, hat sie als Archivarin spontan gesagt. Ich drauf, triumphierend, das werde das Webarchiv Schweiz wohl tun, meine elektronische Textwerkstatt werde ja in jenem Archiv auch gesichert. Sie drauf: Falls ich, wie ich sagte, auf einer neuen Site arbeite, geschehe das nicht automatisch, auch dann nicht, wenn die Site in jene der Textwerkstatt eingebunden sei (was der Fall ist, siehe dort linke Spalte: Literarisches/Notizen/Stückwerk). In diesem Fall müsse man den Zuständigen die neue Seitenadresse melden, damit etwas geschehe. Sie werde schauen. – Kurzum: Danke, Margit.

Übrigens: Für den «Konvolut»-Dichter von 1989, der ein selbstfinanziertes Selbstverlagbuch mit seiner gesammelten Unvernunft zum Nicht-Buch erklärte, ist diese Anfrage eine tiefe Befriedigung. Was war das damals für ein Aufwand, bis ein Exemplar des Konvoluts – unter der Signatur N 195600 – in der Schweizerischen Nationalbibliothek (damals Landesbibliothek) stand, demnach langfristig gesichert und insofern unbestreitbar veröffentlicht war. Heute ist es so: Ich sitze vor meinem Bildschirm, arbeite an einem Text solange, bis ich finde: Besser kann ich’s jetzt nicht mehr. Dann lade ich ihn auf die Website, der Harvester – die elektronische Erntemaschine der Nationalbibliothek – kommt vorbei, holt den Text und lagert ihn auf einem staatlichen Server ein. Insofern er dort langfristig gesichert ist, ist er unbestreitbar veröffentlicht und alles andere ist mir egal. Buchmarkt? Ich bitte dich. Wenn der Markt Bücher will, soll er sie selber schreiben.

Wenn man die Verwertungskette Buch in dieser Art umgeht, fällt eine ziemliche Menge an Zwängen und Widersprüchen weg. Klar handelt man sich eine ziemliche Menge anderer ein. Davon vielleicht nächstens mehr.

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