Ein Leben ohne Gott

Die Behauptung, es gebe keinen Gott, ist genauso und in gleichem Mass ein Glaubensbekenntnis wie jene, es gebe einen. Zu wissen gibt es in diesem Punkt nichts als die Tatsache, dass es nichts zu wissen gibt. Wenn das eine agnostische Haltung ist, bin ich wohl Agnostiker.

Abgesehen davon braucht es keinen Glauben, um den Versuch zu wagen, ein ethisch und moralisch – und das heisst in der Praxis – politisch verantwortetes Leben zu führen. Es reicht völlig, wenn man es versucht.

Jene, die es für gut befinden, das eine oder andere zu glauben, respektiere ich und beurteile sie nach ihren Taten, nicht nach ihrem Glauben. Zu kritisieren sind jene, die ihren Glauben voraussetzen für ein verantwortetes Leben und deshalb dafür missionieren – und jene, die mit ihrem Glauben ein nicht verantwortbares Leben rechtfertigen.

(03.,10.08.1999; 24.+30.01.2018)

 

Nachtrag

Haben religiöse Führer mit ihren Lehren nicht immer auch versucht, das vernünftigerweise einzig Mögliche zu verhindern, nämlich: ohne die Krücke eines Glaubens ein ethisch verantwortetes Leben zu führen? Sie kämpften – andersherum – stets auch deshalb für eine nicht widerlegbare Unvernunft, um mit ihr die religiöse Führerschaft abzusichern. Das ist dann wohl der realpolitische Aspekt ihres religiösen Wirkens.

(12.01.2008; 24+30.01.2018)

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