Verkorkste Heimatliebe

Als Mitherausgeber der Werke von C. A. Loosli habe ich in den letzten drei Jahren gelernt: Die Schweiz kann man nicht lieben, ohne gleichzeitig einen beachtlichen Teil der Schweizerinnen und Schweizer zu verachten, die damals wie heute diese höchstwahrscheinlich wirklich grosse staatspolitische Idee zu nichts anderem genutzt sehen wollten und wollen als zur möglichst ungestörten Pflege ihres Egoismus.

Was mich von Loosli trennt: der Glaube, dass volkserzieherische Bemühungen an diesem Egoismus etwas ändern könnten. Wie kann man Raffgierige davon überzeugen, dass weniger mehr wäre? Ihnen ist das Geraffte Kern der eigenen Identität und Kompensation für Menschlichkeit, Angstfreiheit und Glück – einfach für alles, was ihnen fremd geblieben und deshalb mit der Zeit undenkbar geworden ist.

Wo Aufklärung keine handfesten materiellen Vorteile versprechen kann, sondern geradezu das Gegenteil zur Voraussetzung ihrer Praxis erklären muss, da ist sie entweder das Programm einer Diktatur oder der Zeitvertreib eines Schubladenschreibers.

(01.2009; 19.08.2017; 11.05.2018)

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