Spiralen-, Häutungs- und Verhinderungsträume

Am Morgen des 23. Dezember 2000 träumt mir kurz vor dem Aufwachen, ich sei zu Fuss mit einer Reisegruppe unterwegs. Persönlich bekannt ist mir von dieser Gruppe niemand, ich gehe zwar mit diesen Leuten, aber allein. Der Weg führt möglicherweise vom Freien her, jetzt aber entlang von Begrenzungen, vielleicht Zäunen, und vielleicht ist er überdacht. Dann mündet er in einen Sandsteintunnel mit gewölbter Decke, der leicht absinkend in einer weiten Linkskurve verläuft. Für einen Augenblick gehe ich mit dem Gefühl der Erleichterung schneller, durch die Biegung des Tunnels aus dem Blickfeld der Nachfolgenden zu kommen. Nach einer 180-Grad-Kurve öffnet sich der Tunnel auf der Innenseite: Während oben und aussen weiterhin Sandstein begrenzt, tut dies auf der Innenseite ein Zaun mit hohen Stäben aus schwarzem Metall. Dahinter erkenne einen kleinen Park: eine Wiese mit niedrigen Laubbäumen. Ich gehe in der sich spiralig gegen innen verengenden Linkskurve solange weiter, bis ich einen 360-Grad-Kreis gegangen bin. Nun stehe ich mitten im Garten. Direkt links von mir geht eine wiederum gegen links geschwungene Treppe ins Erdinnere – ich vermute, dass dort unten sich eine WC-Anlage befinde und dass der eigentliche Weg an dieser Treppe vorbei geradeaus irgendwie weiter gehen müsse. Mein Problem ist, dass ich jetzt wissen muss, wieviel Uhr es ist und dass ich auf meiner Armbanduhr die Zeit nicht zu erkennen vermag. Plötzlich wird mir klar, warum das so ist: Bewege ich den Arm, um die Uhr näher vor die Augen zu bringen, so gerät das Zifferblatt in eine drehende Bewegung, so dass die Zeiger in jedem Moment eine andere Zeit anzeigen. Kaum ist mir diese Merkwürdigkeit bewusst geworden, spreche ich den mir zunächst Stehenden aus der Reisegruppe an, um ihn auf meine Entdeckung hinzuweisen. Als ich ihm ins Gesicht blicke, merke ich, dass er aussieht wie Jörg Haider. Dann dunkel.

(26.12.2000; 31.05.+11.06.2018)

 

Nachtrag

Einige Tage später träumte ich den Häutungstraum, der mir nur als Fragment in Erinnerung geblieben ist: Ich habe von meinem einen Oberschenkel die ganze Oberfläche abgezogen: eine dunkelbraune, vertrocknete Scheibe, unter der sich – noch blutigrot – neue Haut zeigte. Später entdeckte ich, dass mein ganzer Körper von solchen sich lösenden Scheiben behängt ist.

Im März 2001 dann mehrere Male Verzögerungs- und Verhinderungsträume: An sich habe ich ein Ziel – zum Beispiel nach Zürich zu reisen. Aber trotz fortgeschrittener Zeit muss ich noch ein Bad nehmen, irre durch fremde Säle und Gänge auf der Suche nach meiner Unterwäsche etc. Auf vielfältige Weise werde ich vom Hundertsten ins Tausendste abgelenkt, ohne mich wehren oder an das vorgefasste Ziel kommen zu können.

(28.03.2001; 31.05.2018)

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