Meine unverkäufliche Sprache

Bis heute bin ich der Meinung gewesen, dass das, was ich schreibe, grundsätzlich so unverkäuflich wie möglich sein solle. Dafür war ich bereit, in Kauf zu nehmen, dass das, was ich neben meinem Brotjob schreibe, deshalb nicht öffentlich werden und also gar nicht rezipiert werden solle (mein Schreiben also für die mich umgebende Welt lediglich ein weitgehend behauptetes sei und mein Image zwischen Scharlatanerie und zu vermutender Unfähigkeit hin- und herpendeln würde).

Nun sehe ich immer deutlicher, dass, wenn das, was ich schreibe, nicht verkauft – also nicht öffentlich – wird, ich früher oder später gar nicht mehr werde schreiben können, weil ich zum Geldverdienen meine ganzen, nachlassenden Kräfte werde verwenden müssen für journalistische oder andere Schreibereien, die ich als mein Schreiben nicht werde ernst nehmen können.

Ich muss deshalb meine unverkäufliche Sprache zu einem Nebenverdienst zu machen versuchen.

(12.09.1993; 19.12.2001; 20.+27.03.2018)

v11.5