Denken, Tun und Kritisieren

Alles Denken, das nicht zum Tun wird, ist verloren, weil es folgenlos ins Vergessen zurücksinkt. Aber: Alles Tun wird dem Denken fremd, und Getanes verweist auf Gedachtes nur zufälligerweise.

Das Denken fordert immerzu die Kongruenz mit dem Handeln: Mein Tun soll das sein, was ich denkend für richtig befunden habe. Wenn überhaupt, verweist Getanes in seiner Differenz zum Gedachten auf dieses zurück.

Die Benennung dieser Differenz heisst Kritik. Das Leben fordert Denken vor dem Tun, Kritik ist deshalb «Nach-Denken» über Getanes.

Politisches Reden suggeriert stets Übereinstimmung von Denken und Handeln. So wird politisches Tun mit dem Schein von Kongruenz aufgeladen. Dieser Schein ist der ideologische Kern von Realpolitik, die gelingt.

(18.02.1995; 31.08.2005; 23.02.2018)

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