Drittes Facebook-Inserat

«Liebe alle

Bei meiner Arbeit am Stückwerk-Projekt habe ich den 9. Mäander abgeschlossen – eine Sammlung von 14 wilden Werkstücken. Die Frage, die im Zentrum steht, ist so gewagt, dass ich selber Mühe habe damit: Ist Kunst überhaupt ein Teil der Kultur? Oder beginnt die ungeheure Warensammlung der Kunst erst dort, wo die Kultur, die immer prozesshaft verläuft, zuvor zu Ende gegangen ist? Sind Kunstwerke – heute grundsätzlich Kunstwaren –, nicht ungefähr in dem Mass Kultur, wie ausgestopfte Tiere Tiere sind? Und stimmt demnach die Behauptung: ‘Die einzige Kultur an der Kunst ist – weil prozesshaft – der sie umgebende Jahrmarkt des Kunstbetriebs?’

Manchmal ist mir das Redigieren dieser Werkstücke schwer geworden: Ist das nicht alles Unsinn? Darf man überhaupt so fragen? Aber dann ging mir auch durch den Kopf, ob es am Ende umgekehrt sei: Müsste man nicht endlich so radikal fragen in einer Zeit, in der man sich vor den Originalitätereien der kleingewerblichen Kunstproduktion aller Sparten kaum noch retten kann – derweil die Welt hinter den Kulissen des postdemokratischen Theaters ökonomisch und ökologisch, sozial und militärisch ins Katastrophische zu kippen droht? Hat Kunst hier und heute mit diesen grossen kulturellen Prozessen tatsächlich noch etwas zu tun?

Schau doch mal rein in den Mäander 9. Mag sein, auch du kommst ins Grübeln (es soll dir ja nicht besser gehen als mir).»

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Auf diesen Facebook-Eintrag gaben folgende Leute eine Rückmeldung: Yvonne Bart, Alex Gfeller, Thomas Göttin, Claudius Graf-Schelling, Stefan Keller, Adrian Linder, Tanja Messerli, Paul Ott, Heidi Ramseier, Martin Rothenbühler, Nina Seiler; Jörg Weidmann.

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